Was bleibt von einem Menschen ?

Am Wochenende habe ich mich daran gemacht, den Abstellraum in Schwiegerelterns Wohnung auf- und auszuräumen.
Und mehrmals stellte ich mir beim aussortieren der ganzen alten Sachen die Frage:"Was bleibt eigentlich von uns ?"
All die Schätze, die wir aufbewahren, sammeln, immer wieder seuftzend in die Regale stellen oder in Kartons verpacken, um sie auf den Dachboden zu lagern. Zu schade für die Mülltonne denken wir.
Alter Plunder, werden die Kinder sagen, und werfen es weg.

Was bleibt von uns? Kleine Geschichtchen, die erzählt werden? Ein oder zwei Andenken, die man sich aufbewahrt?
Von Schätzelchens Vorfahren - genauer seinem Uropa - gibt es im Haus noch einen Helm aus dem ersten Weltkrieg. Mit Einschußloch. (Er ist aber trotzdem noch 93 Jahre geworden). Und von seinem Opa gibt es einen Küchenfreund, den er aus dem Blech einer im zweiten Weltkrieg abgestürzten Boeing gebastelt hat.
Und von seinem Vater? Bleibt da nur die
Vuvuzela?
und ein paar Feuerwehr - und Hegering - Ehrennadeln?
Mein persönliches Andenken an ihn ist ein großes Schlachtermesser. Als ich Schätzelchen und seine Eltern vor Jahren kennenlernte, fand ich es sehr beeindruckend, wie sich Schwiegervater mit dem riesigen Ding ( 20 Zentimeter Klinge ) sein Brot schmierte. Auch im Rollatorkorb (damals konnte er noch selber am Rollator gehen) befanden sich immer Jagdmesser und anderes Werkzeug.
Schwiegervater war immer für alles gerüstet... :-)

Nun ist schon der 16.September.
Vieles ist schon wieder verändert. Mittlerweile ist Schwiegermutter zu uns gezogen. Wir haben ihr das Zimmer von Sohni gemütlich eingerichtet und Sohni und sein Kumpel sind nach hinten gezogen und machen da einen auf WG. Es war viel zu erledigen. Erst mal der ganze Umzugskrempel mit Tapezieren, Laminate legen usw., dann viel Papierkram wegen Renten, Bank- und Erbkram.

Jetzt muß sich Schwiegermutter noch daran gewöhnen, dass sie bei uns wohnt. Oft geht sie rüber und legt sich in Sohnis Bett :-) Naja, er weiß ja, das seine Oma etwas verwirrt ist und nimmt es hin. Sie hat nun 61 Jahre in der Wohnung hinten gelebt .. vermutlich wird sie sich gar nicht mehr richtig an ihr neues Zimmer als ihr Zuhause gewöhnen.
Wie schlimm muß es erst für alte Menschen sein, wenn sie ihre gewohnte Umgebung ganz verlassen müssen, um in ein Altenheim zu ziehen?

1373 mal mitgeschlummert
Missis.Sippi - 18. Sep, 18:04

das liebes schlafmützchen

habe ich zur genüge im altenheim erlebt ...
verwirrte menschen die IHR zu hause suchen ...
- wo keine ihrer lieben um sie sind
- wo alles fremd ist, auch die betreuer
- wo jeden tag fremde menschen im 3-schicht-system ihrer aufwarten
- wo viele tränen fließen
- wo "schnell" gestorben wird, weil man sich aufgibt ...

schön das es menschen gibt die NICHT abschieben und nicht aufgeben ... und und und ... habe vieles gesehen, gehört und erlebt .. und ich selber habe angst davor - so zu enden!
(vater hatten wir ja auch zu hause bis die letzten paar tage im krankenhaus, aber auch dort war er dann nicht allein - selbst im tode nicht)

<3 von mir

schlafmuetze - 19. Sep, 20:22

Hallo Misses :-)

Der Freund - seit der Kindheit- vom Schwiegervater, auch 83 J. sagte vor einigen Tagen: Alt werden (ein hohes Alter erreichen) ist ja schön, aber es ist auch sehr beschwerlich.
Das ist es wohl.
Manchmal ist es sicherlich ein Abschieben, aber für jeden ist eine Pflege zu Hause nicht machbar. Es ist ja nicht immer böser Wille, dass alte Menschen in ein Heim müssen.
Schauen wir mal, wer uns später pflegt :-) (ich habe 3 Kinder, Schätzelchen eins).
Liebe Grüße :-)
GEF (Gast) - 18. Sep, 21:40

Erinnerungen bleiben

Ja, liebe Schlafmütze, was bleibt wohl?

Meine Schwiemu hat sich ihr letztes zu Hause selbst ausgesucht. Sie war nicht verwirrt. Da kann man sich auch an ein Heim - oh, nein - an die Seniorenresidenz gewöhnen.

Aber die Frage was bleibt stellten wir uns auch. Mama hat immer alles gleich weggeworfen - Bilder, die die das Enkelkind gemalt hatte, Geburtstagskarten (selbst gestaltet oder mit extra für sie zusammengestellten Sprüchen) und so was halt. Mir hat das nicht gefallen, aber so war sie. Sie hatte sogar ihre Fotos weggeworfen, die wir gerettet haben.

Bei der Wohnungsauflösung gab es dann auch nicht viel, wo die Gedanken dran hängen blieben. Und doch habe ich viele Dinge, die mich an Mama erinnern. Und so lange wir noch da sind und meine Tochter, so lange denkt auch noch jemand an meine Schwiemu. Und das nicht nur an Weihnachten oder ihrem Geburtstag.

schlafmuetze - 19. Sep, 20:33

Hallo GEF :-)

Das ist sicherlich die beste Lösung, wenn man rechzeitig alle wichtigen Entscheidungen trifft. Doch wer macht das schon . Manchmal geht es auch aus finanziellen Gründen nicht.

Ich gehöre ja auch zu den "Messies" ;-) Da wird nix weggeworfen. Darum hat mein Ältester auch schon angedeutet, wie groß der Container sein wird ;-)

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass ein Mensch erst dann wirklich geht, wenn der letzte Mensch, der ihn persönlich kannte, gestorben ist.
Unsere Gedanken sind auch oft bei Schwiegervater. Natürlich auch deswegen, weil er 83 Jahre in dieser Strasse mit seinen Nachbarn, die hier auch seit ihrer Geburt wohnen, gelebt hat. Wen auch immer ich hier treffe, jeder kannte ihn und erzählt noch mal eben einen Schwank aus vergangenen Tagen. War hier scheinbar eine tolle Nachbarschaft .. mit vielen feucht-fröhlichen Feiern :-) (Sogar jeder neue Briefkasten wurde "bunt gemacht" und begossen)

Liebe Grüße :-)
Träumerle Kerstin (Gast) - 19. Sep, 19:32

Da will ich gar nicht drüber nachdenken. Es ist so lieb, dass ihr euch um die Schwiegermutter kümmert. Ich habe zu meiner - das gebe ich ehrlich zu - kein besonders gutes Verhältnis. Da ist zuviel passiert. Aber jeder geht seinen Weg und zwischendurch treffen wir uns mal. Es herrscht Frieden, mehr nicht. Ich weiß nicht wie ich reagieren würde, wenn ich sie eines Tages pflegen sollte. Das kann ich nicht, das weiß sie auch. Sie will ins Heim, wenn der Schwiegervater eher geht. Ich habe vollsten Respekt vor den Leuten, die Angehörige pflegen.
Liebe Abendgrüße von Kerstin.

schlafmuetze - 19. Sep, 20:45

Hallo Kerstin :-)

Es ist für mich selbstverständlich, dass wir uns um sie kümmern.
Mein Verhältnis zu ihr ist freundlich. Das hat damit zu tun, das ich sie erst 7 Jahre kenne und zu dem Zeitpunkt konnte sie nur noch - Schlaganfall bedingt - sehr wenig sprechen.
Sie ist aber ganz lieb, auch mit ihrer Demenz kein bissel aggressiv oder so.
Mir ist jedoch bewußt, dass Schätzelchens erste Frau ein sehr schwieriges Verhältnis zu ihr hatte. Und das kam wohl von beiden Seiten und ging über Jahre.
Eigentlich war die Scheidung von Schätzelchen und seiner Ex für Schwiegereltern ein Lottogewinn, denn A. hätte Schwiegereltern 110% tig nicht gepflegt.
Liebe Grüße zurück :-)
Träumerle Kerstin (Gast) - 19. Sep, 21:13

Nun ja, das spricht eigentlich auch gegen mich. Aber ich bin ehrlich. Und da die Schwiegereltern im Nachbarort wohnen, ist eine ständige Betreuung auch unmöglich für uns. Leider ist mein Mann ein Einzelkind, hat selbst nicht sooo ein inniges Verhältnis zu seiner Mutter. Sie ist schon ein besonderer Sturkopf und schon immer schwierig gewesen, hat kaum Kontakt zu ihren Geschwistern. Das spricht wohl auch für sich.
Liebe Abendgrüße nochmals!

schlafmuetze - 21. Sep, 19:53

Quatsch ...

Voraussetzung für eine Pflege ist immer, das man es können muß. Wenn du es nur tust, um gut dazustehen, werdet ihr beide nur darunter leiden. Das ist nicht gewollt.
Im übrigen .. ich bin froh, dass meine Mutter bei meinem Bruder wohnt. Wenn ich sie pflegen müßte (ist sowieso noch gar nicht aktuell) wäre es schwieriger. Unser Verhältnis ist gut, solange wir uns nur ab und zu sehen :-) und so soll es bleiben. Schon ein 2 Tage Besuch von ihr ist äußerst anstrengend.
Sie kommt mit ihrer Schwiegertochter aber gut aus .. von daher bin ich beruhigt ;-)
Liebe Grüße :-)
Bermejo - 23. Sep, 14:32

es ist nicht immer einfach, die eigenen eltern zu pflegen.
kommen dann noch alterspsychiatrische erkrankungen dazu wird es noch schwieriger da hier der professionelle abstand fehlt.
wenn es funktioniert, ist es schön und hat meinen vollsten respekt. wenn es aber nicht geht, sollte man sich selbst und den zu pflegenden zuliebe, professionelle dienste in anspruch nehmen.

SCHLAGLOCH - 24. Sep, 07:41

Hallo Schlafmütze! Was bleibt, diese Frage habe ich mir

auch einmal gestellt und die Antwort ....?

Spearmüll

Vurm Haus aufn
Gehsteig steaht a Bett,
a Schronk, a blinda Spiagl
und a Kuchltisch.
A ongschloganes Woschbeckn,
de Amatur von ana Bodewonn
und vaschiedane Lompn.
A poar olte Kochtöpf, Bichar
und de „Bunte“ von fünf Joahr.
Bold kimmt de Müllobfuhr und
fiahrt den Hausrot da vastorbanan
Schneidamasterin weg ...


Gruss schlagloch.

schlafmuetze - 11. Okt, 21:47

Hallo Schlagloch :-)

Ja, so ist das. Mein Krempel wird auch so enden. Hat mein Großer schon gesagt:"Ich bestell drei Container ... " WEir hatten mal eine Unterhaltung darüber, ob man soviel aufbewahren (es gibt Sammler ...) muß, wie ich. Er meinte:"Wirf es weg, das sieht nachher keiner mehr an, wenn du nicht mehr bist." Kann man ihm auch nicht übelnehmen.
Schnuckelig deine Mundart. Muß mal grad nachsehen, ob Tante F. das auch in "Platt" übersetzt hatte :-)
Lieben Gruß :-)

Jetzt auch: https://omaschlafmuetze.wordpress.com/

Herzlich Willkommen! Mensch an meiner Tür, du mußt nicht lachen, wenn du eintrittst. Du mußt auch keiner sein den alle mögen und der sein Leben sicher meistern wird. Mensch an meiner Tür, was ich mir von dir wünsche: Laß deine Masken draußen, schmink deine Rollen ab die du herumschleppst. Mensch an meiner Tür, hab´keine Angst anzuklopfen. Es gibt hier nichts, was du beweisen müßtest.

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